„Hajde“ bedeutet so viel wie: „Komm“, „Na los“, „Lasst uns gehen“ auf Albanisch und war das erste Wort, das wir bei unserer Studienreise nach Priština im Kosovo gelernt haben. Die Offenheit und Gastfreundschaft der Kosovo-Albanerinnen haben uns von Anfang an berührt.

Erfahrungen aus der Studienreise: Friedensbildung und sozialer Wandel

Im Oktober durften Rebecca Mischke und ich, Annelie Martin, an einer Studienreise zum Thema „Friedensbildung und Soziale Arbeit – Veränderungen und Wandel im Kosovo und Deutschland“ teilnehmen. Dafür verbrachten wir viel Zeit mit den Studenten und Studentinnen von und an der Universität Pristina. Vorlesungen zu Themen wie „Soziale Bedingungen von Friedensfähigkeit und Sozialarbeit“ waren vor allem vom persönlichen Austausch geprägt und erforderten viel Feingefühl und Sensibilität, da die Wunden, besonders vom Kosovokrieg (1998-1999), noch sehr frisch sind. Gleichzeitig spürten wir in vielen Gesprächen den Stolz auf das bereits Geschaffte und die hohe Motivation, das eigene Land weiter aufzubauen.

Interdisziplinäre Einblicke: Universität und Religion

Das Wochenprogramm war vielfältig und gut strukturiert. Neben den Besuchen an der staatlichen Universität nahmen wir auch an einer Lehrveranstaltung der Islamischen Fakultät teil und erhielten eine Einführung durch die Lehrenden. Schwerpunkt war die Frage, inwiefern Religion ein Initiator für Frieden oder Gewalt sei. Dabei wurde das starke Interesse an einem interreligiösen Austausch betont sowie die Wichtigkeit der Friedensförderung als diakonische Aufgabe.

Praktische Soziale Arbeit: NGOs und Initiativen

Einblicke in die Praxis der Sozialen Arbeit erhielten wir durch das Treffen von Leiterinnen und Gründerinnen verschiedener Organisationen und Hilfsprojekte, wie zum Beispiel die „NGO Lady", die Frauen dabei unterstützt, ihr eigenes Business zu gründen, um eine Lebensgrundlage zu schaffen. Dafür werden Trainingsprogramme aus verschiedenen international und lokal unterstützten Projekten sowie Kompetenzvermittlung für Unternehmensführung angeboten. Terre des hommes war eine weitere gemeinnützige Organisation, die wir kennenlernen durften. Seit über 20 Jahren ist diese im Bereich der Kinderrechte und des Kinderschutzes tätig. Die Fachgebiete von Terre des hommes reichen von direkten psycho-sozialen Interventionen bei gefährdeten Kindern und ihren Familienmitgliedern bis zur Stärkung von lokalen, regionalen und nationalen staatlichen Institutionen sowie wichtigen Interessengruppen durch Kapazitätsaufbau und praktische Schulungen. Es gibt die drei Hauptprogramme: 1. Kinderschutz, 2. Migration und Anti-Menschenhandel, 3. Jugendstrafrecht.

Politische Perspektiven und zukünftige Kooperationen

Wir erlangten politische Einsichten durch ein Gespräch mit Christian Braun von der Konrad-Adenauer-Stiftung, der als Leiter der Auslandsbüros Nordmazedoniens und des Kosovos fungiert. Zu seinen Aufgaben zählt die Unterstützung demokratischer Regierungsführung, die Förderung enger Zusammenarbeit mit Deutschland sowie die Unterstützung von Friedensprozessen auf politischer Ebene. Im Rahmen dieses Gesprächs diskutierten wir verschiedene Aspekte, darunter die komplexe Thematik des Abwerbens ausländischer Fachkräfte nach Deutschland. Als passenden Bezug dazu besuchten wir eine Einrichtung der Diakonie in Pristina, die Personen im Pflegebereich ausbildet, um sie anschließend nach Deutschland zu vermitteln.

Abschließende Gedanken und Ausblick

Insgesamt war diese Studienreise sehr vielschichtig und durch intensive Begegnungen mit den Menschen vor Ort sehr prägend. Im Jahr 2024 ist geplant, dass die kosovarischen Studentinnen nach Deutschland kommen, ich freue mich schon darauf, etwas zurückgeben zu können.

Annelie Martin, Präs22