Der Weg von Jerusalem nach Jericho war, wie der Rektor Prof. Tobias Faix, DTh., in seiner Predigt während des Semestereröffnungsgottesdienstes am 29.09.2024 in der Mutterhauskirche am Diako-Campus verdeutlichte, kein besonders schöner. Herausfordernd. Anstrengend. Kräftezehrend. So muss es gewesen sein, in der kargen Landschaft und bei vermutlich sengender Hitze die Hügelkette zu überwinden, die die beiden Städte voneinander trennt. Rund 36 Kilometer über Steine, Geröll, Sand.
Genau wie die Wege, die auch wir von Zeit zu Zeit vor uns haben. Nicht alle sind eben, flach und leichtfüßig für uns zu beschreiten. Nicht alle führen durch beeindruckende Landschaften, bieten Rastplätze im Schatten und an frischen Quellen. - Von Wegen! - Der Lebensweg eines jeden einzelnen hält viele verschiedene Wege und Wegabschnitte bereit. Auch das Studium wird nicht nur ein Spaziergang. Höhenmeter, Berge oder auch tiefe, dunkle Täler sind zu bewältigen.
Und genau diesen beschwerlichen Weg beschritt in der lukanischen Beispielerzählung ein Mann. Er war allein unterwegs. Vielleicht als Kaufmann, um in Jericho seine Waren anzubieten. Doch so weit kommt er gar nicht. Denn unterwegs wird er überfallen, halb tot geschlagen und ausgeraubt. Verletzt und am Ende seiner Kräfte liegt er nahe des Weges. Aber zum Glück kommen andere Leute vorbei: Erst ein Priester und später ein Tempeldiener. Die werden doch garantiert helfen!
Von Wegen!
Beide laufen an dem Verletzten vorbei. Erst als noch ein wenig später ein Samariter, also jemand aus einem anderem, einem fremden, ja sogar verhassten Volk, vorbeikommt, naht Rettung. Denn der Samariter kümmert sich um den ausgeraubten Mann, bringt ihn in eine Herbeger und bezahlt für seine Behandlung bzw. seinen Aufenthalt dort.
Die Geschichte erzählte Jesus, so berichtet es Lukas, um zu verdeutlichen, wer eigentlich der oder die Nächste ist. Ist es der oder die Partner*in? Ist es die Familie? Freund*innen? Sind es die Kommiliton*innen?
Von Wegen!
Sind es Geflüchtete? Erkrankte? Menschen in schwierigen Lebensumständen? Menschen, um denen sich die Studierenden nach Abschluss ihres Studiums als Sozialarbeiter*innen, Religionspädagog*innen, Gemeindereferent*innen kümmern?
Von Wegen! (Oder wenigstens: Ja, auch. Aber ...)
Es sind Menschen, die uns erstmal nicht nahestehen. Weder von Berufswegen her noch aus familiären oder sonstigen sozialen Bezügen. Es sind Menschen, die mit dem eigenen Leben, dem Alltag, den eigenen Werten und Haltungen vielleicht erstmal nicht viel gemein haben. "Der Samariter, der hilft, ist vielleicht genau der, der uns am wenigstens passt", betonte Faix in der Predigt. Und er fragte die Anwesenden: "Gehen wir einen extra Weg mit jemand anderem? Ivestieren wir Zeit in Leute, die körperlich oder an der Seele verletzt sind?" Er hob hervor, dass Jesus genau das getan hat: Er hat integriert, inkludiert, Solidarität gelebt. Und so sei es auch unsere Aufgabe in der Gesellschaft, stehenzubleiben, hinzusehen, hinzugehen, Aufmerksamkeit zu schenke, mitzugehen, zu helfen, sich berühren zu lassen, von der Situation des anderen. "Denn manchmal kommt es anders, weil man denkt", schloss Prof. Tobias Faix, DTh, seine Predigt.
Am Ende des Semestereröffnungsgottesdienstes wurden die neuen Studierenden mit donnerndem Applaus an der CVJM-Hochschule willkommen geheißen und für ihren neuen Lebenswegabschnitt gesegnet. Auch die Studierenden aus höheren Semestern, die mitgereisten Familien und das Kollegium wurde für den Weg durch das Wintersemester unter den stärkenden und bewahrenden Schutz Gottes gestellt.
Die 2009 gegründete, staatlich und kirchlich anerkannte CVJM-Hochschule – YMCA University of Applied Sciences – führt in Präsenz- sowie in berufsbegleitenden und onlinebasierten Teilzeit-Studiengängen in den Bereichen Theologie und Soziale Arbeit zum Bachelor of Arts und Master of Arts. Außerdem bildet die CVJM-Hochschule Erzieher*innen und Jugendreferent*innen aus. Verschiedene Weiterbildungen ergänzen das Angebot. Die CVJM-Hochschule betreibt zusätzlich vier Forschungsinstitute (Institut für Erlebnispädagogik, Institut für Missionarische Jugendarbeit, Institut empirica für Jugendkultur und Religion sowie das Evangelische Bank Institut für Ethisches Management). Zum Wintersemester 2023/2024 sind 474 Studierende immatrikuliert. Rektor der CVJM-Hochschule ist Prof. Dr. Tobias Faix. Die Studierenden leben in einer Lern- und Lebensgemeinschaft auf dem bzw. in der Nähe des Campus.
Träger der CVJM-Hochschule ist der deutschlandweite Dachverband der Christlichen Vereine Junger Menschen (CVJM/YMCA), der CVJM Deutschland. Der CVJM/YMCA ist weltweit die größte überkonfessionelle christliche Jugendorganisation, die insgesamt 40 Millionen Menschen direkt erreicht, und weitere 25 Millionen Menschen indirekt. In Deutschland hat der CVJM 310.000 Mitglieder und regelmäßige Teilnehmende. Darüber hinaus erreicht er in seinen Programmen, Aktionen und Freizeiten jedes Jahr fast eine Million junge Menschen. Schwerpunkt des CVJM in Deutschland ist die örtliche Jugendarbeit in 1.400 Vereinen, Jugendwerken und Jugenddörfern.
Ehrenamtlicher Vorsitzender des CVJM Deutschland ist Präses Steffen Waldminghaus. Hauptamtlicher Leiter ist Generalsekretär Pfarrer Hansjörg Kopp.