Die „Ahnengalerie“ im Flur des Gebäudes der CVJM-Hochschule ist ein Blickfang für alle Gäste. Sie erzählt Geschichten aus fast 100 Jahren von Menschen, die hier ausgebildet wurden bzw. studiert haben. Die Bilder zeigen den Werdegang der Ausbildung im Wandel der Zeiten. Der traditionsreichen Kolleg-Ausbildung steht nun eine weitere entscheidende Veränderung bevor.

Am 14.07.2024 wird der 94. Jahrgang der Kolleg-Ausbildung in Kassel ausgesandt. Ein letztes Mal werden Studierende dieses Ausbildungsgangs unter der Trägerschaft des CVJM Deutschland für ihren Dienst in CVJM, Kirche und Gesellschaft gesegnet und gesendet. Damit geht eine Ära zu Ende!  Aber die gute Nachricht: Das bewährte Ausbildungs-Flaggschiff geht nicht außer Betrieb, sondern wird unter einer neuen Flagge wieder in See stechen.

Auf der Suche nach Zukunftswegen

2021 startete der CVJM Deutschland einen längeren Prozess hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit der Kolleg-Ausbildung. Die Verantwortlichen von CVJM-Hochschule und Kolleg sowie engagierte Mitstreiter*innen aus der CVJM-Bewegung, Alumni etc. investierten viel Zeit und Kraft in die Entwicklung eines neuen dualen Konzeptes. Am Ende beschloss die Mitgliederversammlung des CVJM Deutschland im Oktober 2022, das Konzept nicht weiter zu verfolgen und das Kolleg in der bisherigen Form nicht weiterzuführen. Das war bitter!

Aufbruch zum Himmelsfels

Nach einer langen Phase der Trauerarbeit unter Studierenden und Dozierenden der Kolleg-Ausbildung entstand eine neue Dynamik, verbunden mit der Entscheidung: Wir lassen den Kopf nicht hängen, sondern werden die letzten beiden Ausbildungsjahre kompetent, selbstbewusst und fröhlich gestalten, kräftig arbeiten und genauso kräftig feiern!

Zugleich eröffnete sich die Möglichkeit, die akkreditierte anerkannte Fachschule durch einen anderen Träger an einem anderen Ort fortzuführen. Gleich zwei „Bewerber“ standen vor der Tür. Nach intensiver Diskussion entschied der Vorstand des CVJM Deutschland sich für die Übergabe der Trägerschaft an den „Himmelsfels“.

Der Himmelsfels ist ein interkultureller, missionarischer und ökumenischer Jugendbegegnungsort in Spangenberg (bei Kassel), getragen von der „Werner Pfetzing Stiftung Himmelsfels“, seit 2016 ein maßgeblicher Kooperationspartner der Kolleg-Ausbildung und der CVJM-Hochschule für die interkulturelle Öffnung und für die interkulturelle Weiterentwicklung.

Die Fachschulausbildung wird also - wenn alles gut geht - an einem anderen Ort mit noch stärkerem interkulturellem Schwerpunkt weitergeführt werden. Unter der Voraussetzung, dass die staatlichen Stellen ihre in Aussicht gestellte Genehmigung auch abschließend erteilen, kann im September 2024 dann ein erster Studierendenjahrgang am Himmelsfels an den Start gehen. Gott sei Dank: Die Reise geht weiter.

Dream-Team auf Zeit

Das Kolleg-Team ist eine starke Gemeinschaft, seit Jahren gemeinsam unterwegs. Hier wird gearbeitet, diskutiert, gestritten, gelacht, geweint und gebetet. Aber jetzt heißt es Abschied nehmen von zwei Mitarbeiterinnen, deren Verträge zum 31.08.2023 auslaufen.

Miriam Tölgyesi (siehe Foto / links außen) ist Ehemalige des CVJM-Kollegs, 2005 ausgesandt in den CVJM Mannheim. Sie ist zudem ausgebildete systemische Beraterin/Therapeutin und war viele Jahre  Lehrbeauftragte in der Kolleg-Ausbildung, seit März 2019 hauptamtliche Dozentin. Berufsbegleitend hat sie in dieser Zeit auch ihren Master an der Theologischen Hochschule Reutlingen erworben.

Mire, wie sie von allen genannt wird, hat viel Power, Leidenschaft, ein echtes geistliches Anliegen und ein großes Herz – für junge Menschen, für die Jugendarbeit und für den CVJM. Sie ist ein echtes Multitalent, unterrichtet mit einer großen fachlichen und methodischen Kompetenz, begleitet Studierende, macht Graphic Recording, sprüht vor Ideen, entwickelt Konzepte, will Dinge nach vorne bringen.

Sie war und ist eine große Bereicherung für unseren Campus, für Kolleg und Hochschule, Studierende und Dozierende. Wir danken Mire für ihr großartiges Engagement und freuen uns, dass sie als Lehrbeauftragte weiter in der Kolleg-Ausbildung tätig sein wird.

Anthea Roth (siehe Foto / rechts außen), Alumna der CVJM-Hochschule, ausgesandt 2014. Zuletzt arbeitete sie als Referentin für die Arbeit mit Geflüchteten im CVJM Esslingen und wurde im Februar 2020 Projektmanagerin für das Förderprogramm „Jugendhilfe integriert“ und Dozentin in der Kolleg-Ausbildung.

Anthea hat mit großem Engagement die Betreuung und Begleitung der internationalen Studierenden im SEIL-Projekt (SEIL = Schaffung eines interkulturellen Lernorts) übernommen und war eine wichtige Ansprechperson in allen Fragen rund um Aufenthaltstitel, Krankenversicherung, Verstehen der deutschen Verwaltung etc. Sie hatte immer ein offenes Ohr auch für persönliche Anliegen der Studierenden und setzte sich für das Lösen von Spannungen im Zusammenleben im Kurs oder in den WGs aufgrund der kulturellen Unterschiede ein. Dabei leistete sie „Übersetzungs- und Verstehenshilfe“ in beide Richtungen.

Neben der Begleitung der SEIL-Studierenden hat Anthea eine Vielzahl von unterschiedlichen Fächern kompetent unterrichtet, Anträge gestellt, Mobilitäten über Erasmus organisiert und sich für die Kolleg-Ausbildung insgesamt engagiert.

Wir danken Anthea für alles, was sie eingebracht hat, und freuen uns sehr, dass sie bis Ende des Jahres in der CVJM-Hochschule sein wird, um Aufgaben im Bereich des geistlichen Lebens zu übernehmen.