Gärtnern im Rahmen des SE:ED-Projekts

Erfolgreich erprobtes Wahlmodul zu sozial-ökologischen Themen

Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und globales Lernen - für die Studierenden an der CVJM-Hochschule dank des Projekts SE:ED und des Moduls für Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit keine unbekannten Begriffe, keine ungeübte Haltung.

Vom Wissen ins Handeln kommen; globales Lernen einüben und eigenes Handeln im sozial-ökologischen Kontext reflektieren und für die zukünftige Berufspraxis anwenden - darum ging (und geht) es im Wahlmodul "Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit" des Projekts SE:ED an der CVJM-Hochschule. Ein Interview mit der Referentin für Nachhaltigkeit, Victoria Brandeman und der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Anna-Lena-Moselewski.

Warum sollte man sich im Rahmen eines Studiums der Sozialen Arbeit & Religionspädagogik mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen?

Victoria Brandemann: Einerseits weil die Bewahrung der Schöpfung auf jeden Fall ein christliches Thema ist. Die Verbindung von Gott, Mensch und Natur zeigt sich durch die ganze Bibel und vor allem der christliche Auftrag an die Menschen, segensreich für die ganze Schöpfung zu wirken, wird deutlich indem wir als Ebenbilder Gottes geschaffen sind. So geht das Thema auf jeden Fall auch Gemeinden und Kirchen etwas an, in welchen unsere Studierenden zukünftig arbeiten. Wir haben eine Verantwortung; die Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession hat eine Verantwortung, lebenswerte Bedingungen für Menschen heute und in Zukunft zu sichern und so soziale Ungleichheit, Armut, Bildungsungerechtigkeit und vieles mehr zu verringern. Gleichzeitig können Träger der Sozialen Arbeit sowie Kirchengemeinden – gerade auch im Sinne der weltweiten Kirche als Leib Christi – auch selbst Orte der Veränderung und Vorbilder für unsere Gesellschaft werden, wie wir sozial gerecht und ökologisch nachhaltig leben können.

 

Warum war es euch wichtig, diese Themen als feste Studieninhalte auszugestalten?

Victoria Brandemann: Weil es uns wichtig ist, Wandel auf unterschiedlichen Ebenen lokal und global voranzubringen: individuell aber auch strukturell. So wollen wir mit unseren Studierenden ins Gespräch kommen, sie fragen, wie sie ihr Leben und ihre Berufskontexte gestalten wollen, sie aber auch darin begleiten, wie Lebensentwürfe aussehen können, die rücksichtsvoll mit der ganzen Schöpfung umgehen. Wir sind fest davon überzeugt, dass unsere Studierenden als Weltbeweger*innen die tragende Generation in sozialen und kirchlichen Berufen von morgen sind und schon während des Studiums darauf vorbereitet werden können, in ihren Einrichtungen, Gemeinden oder der Kinder- und Jugendarbeit nachhaltiges Handeln zu üben und Schritt für Schritt umzusetzen. Daneben sehen wir auch eine Verantwortung bei uns als Institution, strukturellen Wandel voranzubringen: in unserer Lehre, Forschung, im alltäglichen Betrieb, in unseren Kooperationen und indem, wie wir uns einen christlichen, sozial-gerechten und schöpfungsliebenden CVJM-Campus vorstellen.

 

Was sind konkrete Inhalte des Moduls?

Anna-Lena Moselewski: Die einzelnen Einheiten beschäftigten sich u. a. mit Themen wie: Biodiversität, Globalität, Klimawandel, theologischen Perspektiven, Bildung für nachhaltige Entwicklung, globales Lernen, Innovation für Nachhaltigkeit, Wirtschaft und Politik als Akteure der Transformation, Soziale Arbeit in der sozial-ökologischen Transformation sowie Kirche und Zivilgesellschaft als Akteure der Transformation.

Das Ziel des Wahlmoduls ist neben der inhaltlichen Wissensvermittlung auch transformatives Lernen mit Herz, Hand und Verstand zu erleben, nach dem Motto: „Verstehen, verändern, handeln“. So wurde das Modul mit kreativen und innovativen Methoden konzipiert, die den Studierenden in einer kollegialen und ermutigenden Atmosphäre die Möglichkeit geben, sich eigenes Transformationswissen und –handeln anzueignen. Absolutes Highlight ist der Design-Thinking-Workshop, der den Studierenden eine agile Methode für Veränderungsprozesse vermittelt. Darüber hinaus haben wir verschiedene BNE-Methoden (Methoden der Bildung für nachhaltige Entwicklung) ausprobiert, wie beispielsweise ein Escape Game zum Thema Klimawandel.

Der Theorie-Praxis-Transfer ist ein weiterer Schwerpunkt des Moduls. Gerade wenn es um Themen wie die sozial-ökologische Transformation geht, muss das Wissen ins Handeln umgesetzt werden. Deshalb steht ein Praxisprojekt zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen im Zentrum des Moduls, die ein internationaler Rahmen für Klimagerechtigkeit sind. Die Studierenden sollen gemeinsam mit einem zivilgesellschaftlichen Partner einen Workshop für eine Zielgruppe mit Methoden der Bildung für Nachhaltige Entwicklung erarbeiten und anschließend durchführen sowie reflektieren. Ziel ist es, dass die Studierenden durch dieses Praxisprojekt befähigt werden, Bildungs- und Lernprozesse bei anderen anzustoßen und dies v. a. für die spätere berufliche Zukunft einzuüben und zu reflektieren. Diese innovative Form des Leistungsnachweises wird als Lerntagebuch in einem E-Portfolio festgehalten.

 

Gab es Kooperationspartner, die mit an dem Modul mitwirken?

Anna-Lena Moselewski: Ja, zahlreiche! Für uns ist das ein Schlüssel, wenn es um Bildung für nachhaltige Entwicklung und globales Lernen geht: Es geht nur zusammen! So wurde das Projekt von drei Fördermittelgebern (Brot für die Welt, das Hessisches Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat sowie die Barbara-Schadeberg-Stiftung) finanziell und zum Teil inhaltlich unterstützt. Außerdem wurden zahlreiche Gäste als Lehrende in die Vorlesungen oder andere Events des Nachhaltigkeitsbüros eingeladen: Tabea Gutmann von Micha Deutschland e.V., Dr. Jan Decher aus dem Museum Koenig Bonn, Dr. Hildegard Kurt vom Institut für Kunst, Kultur & Zukunftsfähigkeit e.V., Eckhard Röhm von Brot für die Welt und viele andere. Darüber hinaus wurden auch einige Kooperationen in den Sozialraum Kassel sowie zu anderen Akteur*innen des globalen Lernens geknüpft: das Umwelthaus Kassel, der Arbeitskreis Globales Lernen an Evangelischen Hochschulen oder Tearfund einer internationalen Organisation, die sich als christliches Hilfswerk gegen Armut und Ungleichheit einsetzt.

 

Wie wird das Modul auch in folgenden Semestern in den Lehrplan implementiert?

Anna-Lena Moselewski: Das Modul wurde fest in das Modulhandbuch aufgenommen und wir deshalb auch in den nächsten Jahren weitergeführt.

 

Was gab es darüber hinaus noch an Aktionen, Events und Veränderungen rund um das Thema Klimagerechtigkeit am CVJM-Campus?

Victoria Brandemann: Neben der Konzipierung und Durchführung des Wahlmoduls war eine weitere Aufgabe die Begleitung der studentischen Nachhaltigkeitsgruppe „CHANGE“. Über diese zwei Jahre hinweg hat die Gruppe 13 Aktionen von Studierenden für Studierende durchgeführt: einen Campussporttag zum Thema: „Wandern für Wasser“ mit der international agierenden Hilfsorganisation Tearfund; Kleidertauschbörsen, Lesungen, Campusgottesdienste oder nachhaltige Stadtführungen. Zusätzlich zu dieser Begleitung bot das Nachhaltigkeitsbüro auch zwei Mal eine Exkursion ans Wattenmeer an, um dort an einem exemplarischen Naturraum zu erfahren, was es bedeutet, im Einklang mit der Natur zu handeln. So besuchte die Gruppe dort auch eine Gemeindepädagogin, die dort seit vielen Jahren schöpfungsorientierte Arbeit mit Einwohner*innen, Kurgäst*innen oder Urlauber*innen, gestaltet. Auch das Angebot einer Ringvorlesung zum Thema „rethink justice“ mit globalen Zusammenhangsthemen wie Flucht, Migration, Frauenrechte und Klimagerechtigkeit bot das Nachhaltigkeitsbüro gemeinsam mit dem International Office und der Referentin für Interkulturelles der CVJM-Hochschule an.

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Victoria Brandemann konnte das Wahlmodul und die vielfältigen Aktionen im Rahmen des drittmittelgeförderten Projektes „SE:EDaufbauen. Wir bedanken uns sehr herzlich bei Brot für die Welt, der Barbara-Schadeberg-Stiftung und dem Hessischen Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat, die dies ermöglichten.

Die Fragen stellte Hella Maria Thorn.


Die 2009 gegründete, staatlich und kirchlich anerkannte CVJM-Hochschule – YMCA University of Applied Sciences – führt in Präsenz- sowie in berufsbegleitenden und onlinebasierten Teilzeit-Studiengängen in den Bereichen Theologie und Soziale Arbeit zum Bachelor of Arts und Master of Arts. Außerdem bildet die CVJM-Hochschule Erzieher*innen und Jugendreferent*innen aus. Verschiedene Weiterbildungen ergänzen das Angebot. Die CVJM-Hochschule betreibt zusätzlich vier Forschungsinstitute (Institut für Erlebnispädagogik, Institut für Missionarische Jugendarbeit, Institut empirica für Jugendkultur und Religion sowie das Evangelische Bank Institut für Ethisches Management). Zum Wintersemester 2023/2024 sind 474 Studierende immatrikuliert. Rektor der CVJM-Hochschule ist Prof. Dr. Tobias Faix. Die Studierenden leben in einer Lern- und Lebensgemeinschaft auf dem bzw. in der Nähe des Campus.

Träger der CVJM-Hochschule ist der deutschlandweite Dachverband der Christlichen Vereine Junger Menschen (CVJM/YMCA), der CVJM Deutschland. Der CVJM/YMCA ist weltweit die größte überkonfessionelle christliche Jugendorganisation, die insgesamt 40 Millionen Menschen direkt erreicht, und weitere 25 Millionen Menschen indirekt. In Deutschland hat der CVJM 310.000 Mitglieder und regelmäßige Teilnehmende. Darüber hinaus erreicht er in seinen Programmen, Aktionen und Freizeiten jedes Jahr fast eine Million junge Menschen. Schwerpunkt des CVJM in Deutschland ist die örtliche Jugendarbeit in 1.400 Vereinen, Jugendwerken und Jugenddörfern.

Ehrenamtlicher Vorsitzender des CVJM Deutschland ist Präses Steffen Waldminghaus. Hauptamtlicher Leiter ist Generalsekretär Pfarrer Hansjörg Kopp.

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