„So, jetzt haben wir uns aber ein Stückchen Schokolade verdient“, schreibt Steve mit drei Ausrufezeichen in unsere Konferenz-Bubble auf der Kommunikationsplattform Rainbow. Das ist unser eigener Code für eine kleine Pause.
Hinter uns liegen bereits drei Stunden Weiterbildung: Pünktlich um 09:09 Uhr ging es nach der „Himmelsfels-Zeitverschiebung“ los mit der „Passkontrolle“. Diese beiden Begriffe spielen im Konzept der Stiftung Himmelsfels eine wichtige Rolle. Während einer Weiterbildung wird der Berg, auf welchem die Stiftung angesiedelt ist, zum „Internationalen Territorium“ erklärt, um einen Ort zu schaffen, an dem alle Teilnehmenden gleich sind. Keine*r gehört einer Minder- oder Mehrheit an und jede*r kann partizipieren. Um das „Internationale Territorium“ zu betreten, wird der Himmelsfels-Pass vorgezeigt. Auch die „Zeitverschiebung“ für Start- und Endzeiten von Lerneinheiten weist auf den geschützten Raum auf dem Himmelsfels hin.
Anschließend machten wir uns einen Eindruck vom heutigen Stimmungsbild und reflektierten, was hinter dem Begriff „Kultur“ steckt. So, oder so ähnlich, laufen gerade die Morgeneinheiten an den Seminartagen der diesjährigen Weiterbildung zum Integrationscoach der Stiftung Himmelsfels (Spangenberg) und der CVJM-Hochschule ab. Mit dabei sind 22 Personen, die aus unterschiedlichsten Kulturkreisen kommen, verschiedenste Erfahrungen im Bereich Interkulturalität haben und dank der heutigen Techniken von Lübeck bis Basel zugeschaltet sind.
Nach dem Einstiegswochenende im Oktober fand vom 23. bis 27. November die erste komplette Woche statt. Sie war gefüllt mit Planspielen, um uns die Situation von Migrant*innen am eigenen Leib nachempfinden zu lassen, sowie persönlichem Austausch über Erfahrungen mit Rassismus, Vorurteilen, Stereotypisierungen und Vorteilen, die das Weiß-sein mit sich bringt („critical whiteness“). Wir reflektierten unsere erste (familiär) erlernte Kultur (Enkulturation) und versuchten ein wenig vom Eisberg unter der Oberfläche im Bereich Inklusion zu verstehen. Und dabei gab es auch immer wieder kleine Schokoladenpausen und Bewegungslieder.
So erleben wir auch auf Distanz Gemeinschaft als Weiterbildungsgruppe. Denn wir lernen hier, dass es in der Arbeit mit Migrant*innen genau darauf ankommt: Gemeinschaft und Begegnung. Integration kann nur mit viel Zeit und vor allem persönlichem Kontakt gelingen.
Ruth Steigerwald, Teilnehmerin an der Weiterbildung zum Integrationscoach
Die 2009 gegründete, staatlich und kirchlich anerkannte CVJM-Hochschule – YMCA University of Applied Sciences – führt in Präsenz- sowie in berufsbegleitenden und onlinebasierten Teilzeit-Studiengängen in den Bereichen Theologie und Soziale Arbeit zum Bachelor of Arts und Master of Arts. Außerdem bildet die CVJM-Hochschule Erzieher*innen und Jugendreferent*innen aus. Verschiedene Weiterbildungen ergänzen das Angebot. Die CVJM-Hochschule betreibt zusätzlich vier Forschungsinstitute (Institut für Erlebnispädagogik, Institut für Missionarische Jugendarbeit, Institut empirica für Jugendkultur und Religion sowie das Evangelische Bank Institut für Ethisches Management). Zum Wintersemester 2023/2024 sind 474 Studierende immatrikuliert. Rektor der CVJM-Hochschule ist Prof. Dr. Tobias Faix. Die Studierenden leben in einer Lern- und Lebensgemeinschaft auf dem bzw. in der Nähe des Campus.
Träger der CVJM-Hochschule ist der deutschlandweite Dachverband der Christlichen Vereine Junger Menschen (CVJM/YMCA), der CVJM Deutschland. Der CVJM/YMCA ist weltweit die größte überkonfessionelle christliche Jugendorganisation, die insgesamt 40 Millionen Menschen direkt erreicht, und weitere 25 Millionen Menschen indirekt. In Deutschland hat der CVJM 310.000 Mitglieder und regelmäßige Teilnehmende. Darüber hinaus erreicht er in seinen Programmen, Aktionen und Freizeiten jedes Jahr fast eine Million junge Menschen. Schwerpunkt des CVJM in Deutschland ist die örtliche Jugendarbeit in 1.400 Vereinen, Jugendwerken und Jugenddörfern.
Ehrenamtlicher Vorsitzender des CVJM Deutschland ist Präses Steffen Waldminghaus. Hauptamtlicher Leiter ist Generalsekretär Pfarrer Hansjörg Kopp.