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Singles lieben Gemeinde, leiden aber auch an ihr

Bundesweiter Fachtag wirbt für singlefreundliche Kirche

Kassel. Sie werden immer mehr – auch in der Kirche. Und sie wollen Aufmerksamkeit und Anerkennung. Die Rede ist von Singles. Eine Studie des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM) hat sie in den Blick genommen. Die Ergebnisse der Studie „Christliche Singles: Wie sie leben, glauben und lieben“ wurde im Rahmen des gleichnamigen bundesweiten Fachtags am 07. März an der CVJM-Hochschule in Kassel vorgestellt.

Zur Begrüßung hob CVJM-Generalsekretär Hansjörg Kopp hervor, dass die Studie „einen wichtigen Ausschnitt im ‚Gesamtwerk‘ der Gemeinde Jesu in den Blick nimmt.“ Hochschulrektor Rüdiger Gebhardt freute sich über die sichtbare Relevanz der Studie für die Gesellschaft. Ihre Veröffentlichung wurde durch eine umfangreiche Presseberichterstattung flankiert.

Das 120 Personen starke Fachpublikum war sehr interessiert an den von Johanna Weddigen und Tobias Künkler vorgestellten Ergebnissen der Studie. Christliche Singles seien mehrheitlich mit ihrer Lebenssituation zufrieden. Vergleiche man sie aber mit der Gesamtgruppe deutscher Singles, falle die Zufriedenheit etwas geringer aus. Das habe verschiedene Gründe, so Tobias Künkler. So fühlten sich etwa ein Drittel der befragten Personen in ihrer Gemeinde wegen ihrer Lebenssituation als Singles stigmatisiert. Andererseits habe die Studie ergeben, dass eine erhöhte Häufigkeit von Gottesdienstbesuchen zu einer höheren Gesamtzufriedenheit führe. Künkler fasste es so zusammen: „Singles lieben Gemeinde, aber leiden auch an ihr.“ Hinzu komme, dass „Single-Sein“ sowohl von Gemeinde als auch von christlichen Singles immer noch als Defizit angesehen werde. Sowohl die Singles selbst als auch die kirchlichen und freikirchlichen Gemeinschaften seien mehrheitlich geprägt vom traditionellen Partnerschafts- und Familienbild.

Man spreche bei Singles oft von ‚Betroffenen‘ – das sei der falsche Ansatz. „Singles machen einen immer größeren Teil unserer Gemeinden aus“, so die Mitautorin Johanna Weddigen. Man brauche deshalb eine singlefreundliche Kirche. Aber was ist eine singlefreundliche Kirche? Sie schafft Raum und Angebote für und mit Singles. „Dabei wollen Singles keine Sonderrolle: Sie wollen Teil des Ganzen sein“, so Weddigen.  Singlefreundliche Kirche bleibe im Gespräch, wie man die Sehnsucht nach Gemeinschaft stillen könne, unabhängig davon, ob jemand Single sei oder nicht.

Astrid Eichler, Pastorin und seit langem engagiert in der christlichen Singlearbeit, war überzeugt: „Dank der Studie bewegt sich was für Singles. Jetzt müssen sich unsere Kirchenverantwortlichen und christliche Ausbildungsstätten mit dem Thema auseinandersetzen.“

Dr. Michael Diener, Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes sowie Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) plädierte dafür, Singles nicht in Schubladen zu stecken: „Den Single gibt es nicht“, erklärte er mit Blick auf die Pluralität und Vielfalt verschiedener Lebensentwürfe.

Insgesamt konnte der Fachtag eine sehr engagierte Diskussion in den Workshops und darüber hinaus verbuchen. Auch die Pausen nutzten Teilnehmende, um sich zu vernetzen und auszutauschen. Das hohe Engagement aller lässt hoffen, dass Gemeinde Singles in Zukunft mehr in den Blick nimmt und auf ihre Bedürfnisse eingeht.

Hintergrund

Die Studie „Christliche Singles: Wie sie leben, glauben und lieben“ des CVJM-Forschungsinstitute empirica entstand in Kooperation mit der SCM Verlagsgruppe und wurde finanziert durch die SCM Stiftung Christliche Medien. Im Rahmen von Online-Umfragen und 15 qualitativen Telefoninterviews hatten über 3.235 sogenannte hochreligiöse Singles im deutschsprachigen Raum an der Studie teilgenommen. Als „Singles“ galten hier Alleinstehende über 23 Jahre, die seit 2,5 Jahren in keiner festen Partnerschaft mehr gelebt haben.

Eine Aufzeichnung der Plenumsveranstaltung sowie Audiopodcasts von einzelnen Workshops gibt es auf www.cvjm.de/singlestudie. Weitere Informationen zum Buch, das seit März 2020 erhältlich ist, gibt es hier: www.scm-shop.de/christliche-singles.html


Die 2009 gegründete, staatlich und kirchlich anerkannte CVJM-Hochschule – YMCA University of Applied Sciences – führt in Präsenz- sowie in berufsbegleitenden und onlinebasierten Teilzeit-Studiengängen in den Bereichen Theologie und Soziale Arbeit zum Bachelor of Arts und Master of Arts. Außerdem bildet die CVJM-Hochschule Erzieher*innen und Jugendreferent*innen aus. Verschiedene Weiterbildungen ergänzen das Angebot. Die CVJM-Hochschule betreibt zusätzlich vier Forschungsinstitute (Institut für Erlebnispädagogik, Institut für Missionarische Jugendarbeit, Institut empirica für Jugendkultur und Religion sowie das Evangelische Bank Institut für Ethisches Management). Zum Wintersemester 2023/2024 sind 474 Studierende immatrikuliert. Rektor der CVJM-Hochschule ist Prof. Dr. Tobias Faix. Die Studierenden leben in einer Lern- und Lebensgemeinschaft auf dem bzw. in der Nähe des Campus.

Träger der CVJM-Hochschule ist der deutschlandweite Dachverband der Christlichen Vereine Junger Menschen (CVJM/YMCA), der CVJM Deutschland. Der CVJM/YMCA ist weltweit die größte überkonfessionelle christliche Jugendorganisation, die insgesamt 40 Millionen Menschen direkt erreicht, und weitere 25 Millionen Menschen indirekt. In Deutschland hat der CVJM 310.000 Mitglieder und regelmäßige Teilnehmende. Darüber hinaus erreicht er in seinen Programmen, Aktionen und Freizeiten jedes Jahr fast eine Million junge Menschen. Schwerpunkt des CVJM in Deutschland ist die örtliche Jugendarbeit in 1.400 Vereinen, Jugendwerken und Jugenddörfern.

Ehrenamtlicher Vorsitzender des CVJM Deutschland ist Präses Steffen Waldminghaus. Hauptamtlicher Leiter ist Generalsekretär Pfarrer Hansjörg Kopp.

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