keyspeaker
schneidewind
bedford
bils
kleingruppen2
kleingruppen
ergebnisse
graphicrecording

Wie Kirche zum Lieblingsort der Menschen werden kann

Studientag des CVJM setzt Zeichen für eine aktive und zukunftsorientierte Kirche

Der Studientag „Zukunftskunst“ von CVJM-Hochschule und CVJM Deutschland hatte viel versprochen: Als Kirche und CVJM aktiv Veränderung gestalten zu lernen. 230 Menschen trafen sich dazu im futuristischen Neubau der Universität in der Documenta-Stadt Kassel.

Initiiert wurde der Studientag von den Professoren Tobias Faix und Tobias Künkler, die an der CVJM-Hochschule für den Masterstudiengang "Transformationsstudien" verantwortlich zeichnen und seit vielen Jahren die kirchliche und christliche Welt mit verschiedenen Fragestellungen empirisch vermessen.

Zu Beginn der Veranstaltung ging CVJM-Generalsekretär Hansjörg Kopp auf die beiden Begriffe ein, die im Namen der Veranstaltung auftauchen: „Zukunft“ und „Kunst“. Im Gegensatz zur Vergangenheit, die man mit klassischer Kunst vergleichen könne (gut verständlich und greifbar), sei die Zukunft eher wie „moderne Kunst“, die sich dem Betrachter nicht immer gleich erschließe. Kopp sprach den Anwesenden Mut zu, Zukunft aktiv zu gestalten.

Rüdiger Gebhardt, Rektor der CVJM-Hochschule, stellte anschließend klar, warum der Studientag gerade jetzt, in Zeiten von Klimawandel und großen gesellschaftlichen Veränderungsprozessen, so wichtig sei.

Schneidewind: Gesellschaft trotz Herausforderungen auf dem richtigen Weg

Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Wissenschaftler und Ökonom, griff diese Gedanken auf und ging auf die großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit ein. „Viele der 1,4 Millionen Menschen, die letzte Woche friedlich für ein Umdenken in der Klimapolitik demonstriert haben, waren enttäuscht vom Klimapaket der Bundesregierung“, beschrieb er die Situation. Aber trotz Rückschlägen sei die Gesellschaft auf dem richtigen Weg. Denn sie sei heute wirtschaftlich, technologisch und erkenntnismäßig so weit, „dass die Zukunftsvision von einer Welt möglich wird, die jedem Menschen die Chance auf ein würdevolles Leben ermöglicht.“

Zum Gelingen dieser Vision – der sogenannten „Großen Transformation“ – seien Kirche und Glaube wichtige Eckpfeiler, denn viele Menschen fänden Kraft, Perspektive, Trost und Hoffnung im Glauben, erklärte Schneidewind. Kirche wiederum sei Mittlerin, Kompass und Brückenbauerin in der Gesellschaft. „Warum steckt ihr so viel Energie in interne Debatten und Herausforderungen? Ihr werdet dort draußen gebraucht!“, betonte Schneidewind deshalb.

Bedford-Strohm: Kirche als Hoffnungsträgerin und Akteurin im ökologischen Wandel

Der Ratsvorsitzenden der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, begann seinen Vortrag enthusiastisch: „Hier sind Menschen mit verschiedenen Hintergründen, die aus einem Geist zusammen arbeiten und in die Welt gehen wollen. Das begeistert mich.“ Die Kirche als Hoffnungsträgerin sei nur Kirche, wenn sie für andere einstehe und wenn sie Hoffnung ausstrahle, bemerkte er. Dabei dürfe man auch Themen wie die Digitalisierung nicht vernachlässigen und die Online-Kommunikation nicht einigen wenigen Monopolisten überlassen.

Aber Bedford-Strohm sprach auch über die Bewahrung der Schöpfung und eine ökologische Transformation. „Der ökumenischen Bewegung ist das Thema Ökologie schon seit den 1970er Jahren wichtig. Jetzt ist es Dank Greta Thunberg und anderen jungen Menschen endlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen“. Die Kirche sei Akteurin des ökologischen Wandels, besonders auch vor Ort in den Gemeinden. Auf die Frage, ob solches Engagement wirklich die Aufgabe der Kirche sei, antwortete Bedford-Strohm: „Wenn wir das Doppelgebot der Liebe ernst nehmen wollen und wir sehen, dass die Not des Nächsten verursacht ist durch politische Entscheidungen – ja, wie könnte ich denn anders, als mich einzumischen.“ Aber nicht parteipolitisch, ergänzte Bedford-Strohm, sondern indem man eine Grundorientierung des christlichen Glaubens ins Gespräch bringe.

Die Identität der Kirche als authentische öffentliche Kirche geschehe nicht durch Abgrenzung, sondern durch Hinwendung zur Welt, zur von Gott geliebten Schöpfung. Die christliche Botschaft der Versöhnung sei die beste Hoffnungsbotschaft für die Menschen. Auch in aller Verzweiflung und allem Leid gelte, dass niemand näher bei den Menschen sei als der Mann am Kreuz. Deshalb müsse man als Kirche öffentlich in der säkularen Welt auftreten und Allianzen bilden. „Die Kirche muss einstehen für die Schwachen, für die Bewahrung der Schöpfung und für den Wandel“, so Bedford-Strohm.

Bils: Mut zu neuen Ausdrucksformen von Kirche

Über einen kurzen gedanklichen Ausflug in die neue Zentralbibliothek von Helsinki nahm Pfarrerin Sandra Bils die Gäste mit in einen Vortrag über neue Formen von Kirche in der Mitte der Gesellschaft. Diese Bibliothek sei konzipiert worden als Ort der Begegnung, des Lernens und der Geschichten, nicht nur zur Aufbewahrung von Büchern. Deshalb sei sie für viele tausend Menschen zum neuen Lieblingsort geworden. Auch die Kirche könne so ein Ort sein, wenn man die richtigen Fragen stelle, z. B.: Warum brauchen wir Kirche? Was kann und was soll Kirche sein? Wenn man diese Fragen beantwortet habe, könne man die Aufgabe der Kirche wieder besser begreifen. „Wir sprechen von einer ‚mission-shaped‘ church, einer Kirche, die sich von ihrer Mission ableitet“, erklärte Bils.

Grundlage und Auftrag sei und bleibe das Evangelium. Was man zusätzlich brauche, sei Mut für neue Ausdrucksformen von Kirche, wie es beispielsweise die „Fresh X“-Bewegung vormache. „Aus dem Evangelium heraus so leben, dass das eigene innere Feuer andere mitreißt“, beschrieb Bils die Methode „Fresh X“, „auf Augenhöhe und gemeinsam mit den Mitmenschen.“ So könne etwa die Currywurst-Bude zum Ort werden, der Berührungsmöglichkeiten mit der Kirche und mit Gott ermöglicht. Am Ende rief Sandra Bils dazu auf: „Schauen Sie, wo Sie etwas lernen können. Fangen Sie da an, wo Sie sind.“

Von der Theorie zur Praxis

Im Anschluss an die Vorträge gab es ein großes „Zukunftscafé“, in dem die vielen Impulse in lebendigen Kleingruppendiskussionen aufgenommen, reflektiert und hinterfragt wurden. Dabei ging es auch darum, wie das Gehörte in der eigenen Praxis umgesetzt werden kann. Die Ergebnisse wurden im abschließenden Plenum vorgestellt.

Die Organisatoren Tobias Faix und Tobias Künkler bedankten sich am Ende der Veranstaltung bei allen für den inspirierenden Tag, der neue Impulse für den Alltag von Kirche und Gemeinden gesetzt habe.

Der Studientag will auch nachhaltig in die Zukunft weisen: Alle Vorträge finden sich als Podcast und Graphic Recordings auf www.cvjm.de/zukunftskunst. Viele Diskussionsbeitrage finden sich unter dem Hashtag #Zukunftskunstkirche in den Sozialen Medien.


Die 2009 gegründete, staatlich und kirchlich anerkannte CVJM-Hochschule – YMCA University of Applied Sciences – führt in Präsenz- sowie in berufsbegleitenden und onlinebasierten Teilzeit-Studiengängen in den Bereichen Theologie und Soziale Arbeit zum Bachelor of Arts und Master of Arts. Außerdem bildet die CVJM-Hochschule Erzieher*innen und Jugendreferent*innen aus. Verschiedene Weiterbildungen ergänzen das Angebot. Die CVJM-Hochschule betreibt zusätzlich vier Forschungsinstitute (Institut für Erlebnispädagogik, Institut für Missionarische Jugendarbeit, Institut empirica für Jugendkultur und Religion sowie das Evangelische Bank Institut für Ethisches Management). Zum Wintersemester 2023/2024 sind 474 Studierende immatrikuliert. Rektor der CVJM-Hochschule ist Prof. Dr. Tobias Faix. Die Studierenden leben in einer Lern- und Lebensgemeinschaft auf dem bzw. in der Nähe des Campus.

Träger der CVJM-Hochschule ist der deutschlandweite Dachverband der Christlichen Vereine Junger Menschen (CVJM/YMCA), der CVJM Deutschland. Der CVJM/YMCA ist weltweit die größte überkonfessionelle christliche Jugendorganisation, die insgesamt 40 Millionen Menschen direkt erreicht, und weitere 25 Millionen Menschen indirekt. In Deutschland hat der CVJM 310.000 Mitglieder und regelmäßige Teilnehmende. Darüber hinaus erreicht er in seinen Programmen, Aktionen und Freizeiten jedes Jahr fast eine Million junge Menschen. Schwerpunkt des CVJM in Deutschland ist die örtliche Jugendarbeit in 1.400 Vereinen, Jugendwerken und Jugenddörfern.

Ehrenamtlicher Vorsitzender des CVJM Deutschland ist Präses Steffen Waldminghaus. Hauptamtlicher Leiter ist Generalsekretär Pfarrer Hansjörg Kopp.

Sie haben Fragen zum Studium oder zur Aus- und Fortbildung?
Senden Sie uns eine WhatsApp:
+49 (0)171 215 53 57

Diese Webseite verwendet Cookies, um Ihnen ein angenehmeres Surfen zu ermöglichen.

Mehr erfahren