rednerinnen vor leinwand
teilnehmerin hält schild hoch

Weil die Welt Feminismus braucht

Ringvorlesung zu einem immer noch aktuellen Thema

Feminismus – ein Wort, das bei vielen Menschen Unbehagen auslöst und häufig mit: „Frauen an die Macht!“, unrasierten Beinen und der Angst, dass "man(n) jA gAr niCHtS mEhR sAGen dArF", assoziiert wird. Doch dabei bedeutet Feminismus viel mehr.

Es geht um Geschlechtergerechtigkeit, und dass Sich-Einsetzen für eine gerechtere und sicherere Welt für alle Geschlechter. Es geht um das Hinterfragen eigener Privilegien und patriarchaler, diskriminierender Strukturen.

Doch braucht es 2024 noch immer eine Auseinandersetzung mit Feminismus?

Schon gewusst?

  • Femizide: Statistisch gesehen wird in Deutschland jeden dritten Tag eine Frau auf Grund ihres Geschlechts von ihrem (Ex-)Partner getötet (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung/)
  • Bildung: Im Vergleich können nahezu doppelt so vielen Mädchen wie Jungen im Alter von 15-19 Jahren weder die Schule besuchen noch einer bezahlten Beschäftigung nachgehen (Quelle: UNICEF)
  • Sexualisierte Gewalt: Weltweit erleben ca. 13 Millionen Mädchen im Alter zwischen 15-19 Jahren sexuelle Gewalt (Quelle: UNICEF).

Diese wenigen Beispiele zeigen, dass Geschlechterdiskriminierung auch heute noch allgegenwärtig ist.

Das dachte sich auch eine Gruppe von Student*innen des CVJM-Hochschule, die sich vor ca. einem Jahr als Student*inneninitiative "Feminismusgedöns" zusammenschloss. Unter dem Motto "Feminismus ist für alle geil!" sollten feministische Themen am Campus eingebracht und diskutiert werden. Was bei einem ersten Kaffeetrinken mit Ideenspinnen startete, entwickelte sich schnell zu einem regelmäßigen Treffen und konkreten Plänen, wie dieses Ziel erreicht werden kann.

Im Wintersemester 2023/2024 bot die Gruppe eine Homebase zur Thematik an. Bei unverbindlichen, freiwilligen Treffen mit interessierten Menschen wurde auf vielfältige Art und Weise über Feminismus gesprochen. Beispielsweise wurden Erfahrungen aus der Arbeit mit Frauen, die von Gewalt betroffen sind, geteilt. Oder es wurden verschiedene Definitionen von Feminismus diskutiert sowie der Film "Die Berufung" geschaut. Der Film erzählt die Geschichte von Ruth Bader Ginsburg, einer Richterin am US-amerikanischen Supreme Court, die selbst in ihrer Karriere Sexismus erfahren musste, indem sie sich ihren Abschluss erkämpfen musste und trotz Bestnoten lange Zeit keine Anstellung erhielt. Sie setzte sich als Anwältin für Gleichstellung ein und vertrat einige Fälle zu Geschlechtergleichstellung vor dem obersten Gerichtshof.

Als weiteres Angebot wurde für das Sommersemester 2024 die Ringvorlesung "Weil die Welt Feminismus braucht" entwickelt. Bei einer Ringvorlesung handelt es sich um eine Veranstaltungsreihe mit Vorlesungscharakter zu einem bestimmten Themenschwerpunkt. Das angestrebte Ziel war es, theoretische Grundlagen zu vermitteln, praxisorientierte Handlungsoptionen zu erarbeiten und thematische Schwerpunkte anhand des Studienprofils zu setzen. Dabei sollte aufgezeigt werden, wieso die Auseinandersetzung mit Feminismus du Geschlechtergerechtigkeit für alle bereichernd und für die angestrebten Professionen als Sozialarbeiter*in und Religions- und Gemeindepädagogik*in erforderlich ist.

Hierfür wurden folgende Vorlesungen entwickelt:

Feminismus für Einsteiger*innen - Was ist eigentlich Feminismus, braucht es das und was hat das überhaupt mit mir zu tun?“

Durch verschiedene Gruppenspiele wurden erste Basics vermittelt, auf die in den folgenden Vorlesungen aufgebaut werden sollten. Beispielsweise befassten sich Kleingruppen mit unterschiedlichen Meilensteinen des Feminismus und stellten sich diese im Anschluss anhand von selbstgebastelten Demoplakaten gegenseitig vor.

Erlebte Ungleichheit: Feminismus und Diskriminierung“

Da Diskriminierung auf ganz unterschiedlichen Ebenen (persönlich, strukturell…) stattfindet, wurden in dieser Vorlesung die Grundlagen der intersektionalen Theorie behandelt. Gemeinsam wurden Handlungsoptionen zum Schutz und zur Unterstützung betroffener Personen entwickelt wurden.

Vielfalt gestalten - Feminismus in der Sozialen Arbeit: Einblick in Theorie und Praxis“

In dieser Vorlesung wurde es ganz konkret. Was hat Feminismus mit der professionellen Praxis als Sozialarbeiter*in zu tun? In Form einer Mini-Messe wurde dieser Frage auf den Grund gegangen und aufgezeigt, wie Feminismus und Soziale Arbeit gemeinsam die Grundlage für eine inklusivere Gesellschaft bilden.

Da Soziale Arbeit und Religions- und Gemeindepädagogik als Menschenrechtsprofessionen verstanden werden und Feminismus sich für die Rechte und die Gleichberechtigung aller Geschlechter einsetzt, wird deutlich, dass sowohl die Theorie als auch die Praxis dieser Berufsfelder zwingend auf die feministische Reflexion angewiesen sind. Zudem wird in diesen Berufsfeldern häufig mit Menschen gearbeitet, die am meisten von diesen Ungleichheiten und (strukturellen) Diskriminierungen betroffen sind. Hierbei wurde verdeutlicht, dass Feminismus in allen Handlungsfeldern eine zentrale Rolle spielt.

Biblische Gottesbilder – feministisch gelesen: Einblicke in die feministische Theologie“

Durch die exegetische Auseinandersetzung mit biblischen Texten wurde gemeinsam erarbeitet, inwiefern feministische Theologie durch Perspektivwechsel einen neuen Blick auf biblische Texte und Glaubensthemen geben kann.

Alle vier Vorlesungen wurden gut besucht. Durch die Angliederung an die Semesterpläne der Studierenden, nahmen an der letzten Vorlesung sogar 120 Menschen teil. Die Resonanz zur Vorlesung war positiv. Das zeigte sich durch mündliches Feedback direkt nach den Vorlesungen, aber auch in einer anonymen Umfrage mit der Frage: „Welcher Gedanke hängt dir noch nach?“. Die Antworten hierauf waren vielfältig. Zur Verdeutlichung hier ein paar der prägnanten Antworten aus der Umfrage:

  • „Feminismus als GRUNDHaltung in der Sozialen Arbeit“
  • „Wir müssen das Tabuthema aufbrechen“
  • „Feminismus und Soziale Arbeit gehen Hand in Hand“
  • „Menschenhandel gibt es auch bei uns in Deutschland“ und „Zwangshochzeit in DE ist ein Ding“
  • „Arbeit an toxischer Männlichkeit ist auch Feminismus“

Durch die Reflexion wurde klar: Das Thema ist noch immer wichtig und muss weiterhin auch am Campus behandelt werden. Viele Schwerpunkte konnten durch die Ringvorlesung angeschnitten werden, aber viele sind auch noch offen oder können noch weiter vertieft werden. Ein erster Grundstein für den Diskurs ist jedoch gesetzt.


Die 2009 gegründete, staatlich und kirchlich anerkannte CVJM-Hochschule – YMCA University of Applied Sciences – führt in Präsenz- sowie in berufsbegleitenden und onlinebasierten Teilzeit-Studiengängen in den Bereichen Theologie und Soziale Arbeit zum Bachelor of Arts und Master of Arts. Außerdem bildet die CVJM-Hochschule Erzieher*innen und Jugendreferent*innen aus. Verschiedene Weiterbildungen ergänzen das Angebot. Die CVJM-Hochschule betreibt zusätzlich vier Forschungsinstitute (Institut für Erlebnispädagogik, Institut für Missionarische Jugendarbeit, Institut empirica für Jugendkultur und Religion sowie das Evangelische Bank Institut für Ethisches Management). Zum Wintersemester 2023/2024 sind 474 Studierende immatrikuliert. Rektor der CVJM-Hochschule ist Prof. Dr. Tobias Faix. Die Studierenden leben in einer Lern- und Lebensgemeinschaft auf dem bzw. in der Nähe des Campus.

Träger der CVJM-Hochschule ist der deutschlandweite Dachverband der Christlichen Vereine Junger Menschen (CVJM/YMCA), der CVJM Deutschland. Der CVJM/YMCA ist weltweit die größte überkonfessionelle christliche Jugendorganisation, die insgesamt 40 Millionen Menschen direkt erreicht, und weitere 25 Millionen Menschen indirekt. In Deutschland hat der CVJM 310.000 Mitglieder und regelmäßige Teilnehmende. Darüber hinaus erreicht er in seinen Programmen, Aktionen und Freizeiten jedes Jahr fast eine Million junge Menschen. Schwerpunkt des CVJM in Deutschland ist die örtliche Jugendarbeit in 1.400 Vereinen, Jugendwerken und Jugenddörfern.

Ehrenamtlicher Vorsitzender des CVJM Deutschland ist Präses Steffen Waldminghaus. Hauptamtlicher Leiter ist Generalsekretär Pfarrer Hansjörg Kopp.

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