„Er sagte ihnen aber dies Gleichnis: Es hatte einer einen Feigenbaum, der war gepflanzt in seinem Weinberg, und er kam und suchte Frucht darauf und fand keine“, mit diesen Worten aus Lukas 13,6-9, eröffnete Prof. Dr. Germo Zimmermann den Campus-Gottesdienst, der am 19. November unter der Überschrift „Hoffentlich, zögerlich, fraglich“ stattfand. Zahlreiche Präsenzstudierenden sowie große Teile des Kollegiums hatten sich in der Aula eingefunden, um den Abend vor dem Buß- und Bettag gemeinsam zu begehen. Musikalisch begleitet wurden sie dabei von Katrin Spengler, Sabrina Köhler, Tabea Wichern und Prof. Dr. Stefan Jung.
Offen zu hoffen
In ihrer Moderation stellte Prof. Dr. Alexa Wilke die Frage: „Offen zu hoffen – geht das heute noch öffentlich?“ Heutzutage würde die Hoffnung langsam dahinschwinden. Doch hoffentlich sei sie noch offen und öffentlich zugänglich. Durch das gemeinsame Feiern, achtsames Hinhören und die innere Umkehr soll auch im tristen November Hoffnung wieder auffindbar sein, so Wilke. In Gottes Kraft und somit der Quelle unseres Lebens sollten wir feiern, denn Jesus Christi sei für uns ein Grund der Hoffnung. Der Heilige Geist sei belebend und wir sollten uns immer wieder bewusstwerden, dass seine Vergebung in dem vergossenen Blut von Jesus Christus gilt. In diesem Zuge wurde für den Gottesdienst noch ein gemeinsames Abendmahl geplant.
Was ist eigentlich Buße?
Die Predigt von Jan Daniel Setzer war in zwei Teile geteilt und begann mit der Definition des Wortes „Buße“. Das Wort ist nicht unbedingt Teil unseres allgemeinen Wortschatzes. Am ehesten begegnet es uns noch im Straßenverkehr, beispielweise durch den Bußgeldkatalog beim Autofahren. „Das wirst du mir büßen“ haben sicherlich auch schon viele gehört.
Im Allgemeinen ist zu sagen, dass Buße oder etwas zu büßen eine Ordnung und eine gewisse Gerechtigkeit wieder herstellen soll. Doch wie häufig büßen oder beichten wir eigentlich in unserem Alltag? Jan Daniel Setzer konstatierte, dass wir Christ*innen das Beichten aus dem Blick verloren haben. Jedoch sei kaum etwas näher an der Botschaft Gottes dran als die Buße. Auch Jesus sagt „kehrt um“. Wenn wir Gott ähnlicher werden wollen, müssen wir mehr Buße tun.
Doch warum haben wir die Buße, die Umkehr, überhaupt aus dem Blick verloren? Im Blick auf die Geschichte wurde sichtbar, dass Martin Luther die Kirche reformieren und optimieren wollte, da es der Kirche nicht mehr hauptsächlich um die Menschen ging, sondern ums Geld. Die sogenannte Bußpraxis des Mittelalters. Die Gläubigen mussten sich von ihrer Schuld, ihren Sünden, freikaufen.
Die Entdeckung der Gnade Gottes ist aber nicht mit Geld bezahlbar, sondern allein aus dem eigenen Glauben möglich. Luther erkannte dies und stellte sich gegen die gängige Bußpraxis. Die Buße selbst empfand er nicht als negativ. Er setzte seinen Schwerpunkt jedoch auf die Liebe und stellte sich der Angst vor der Hölle entgegen.
Buß- und Hoffnungsweg
Auch wenn heutzutage wenige Menschen an einen strafenden Gott glauben, ergibt Buße Sinn und hilft, Gott ähnlicher zu werden.
Jan Daniel Setzer teilte im Anschluss eine persönliche Begegnung mit einem Mann, den er nach einer Predigt getroffen hatte. Dieser Mann hatte in seinem Leben eine Bank überfallen und war schon sein ganzes Leben auf der Flucht. Den letzten Weg, den er sah, war ein Neuanfang. In einem Gespräch fragte Jan Daniel Setzer den Bankräuber: „Bereust du, was du getan hast?“ Der Mann bejahte es, Setzer sprach ihm Vergebung zu und segnete ihn. Buße und Vergebung können somit ein Anfang sein, umzukehren und sein Leben aufzuräumen, sich zu sortieren und neu auszurichten.
Mit dieser Geschichte im Ohr waren nun alle Anwesenden eingeladen sich auf einen eigenen, persönlichen Buß- und Hoffnungsweg zu begeben. Gott braucht keine Buße, um uns vergeben zu können. Doch wir brauchen sie, um mit Fehlern umgehen zu können. Fragen auf dem Weg waren: Worauf hofft ihr? Was lässt euch zögern? Was ist fraglich?
Der Weg führte durch einen dunklen Gang, der lediglich mit ein paar Kerzen ausgeleuchtet war, weiter in einen Gebetsraum, zu einer Klagemauer und zurück in die Aula, wobei der Gang dorthin hell und freundlich dekoriert worden war.
Töne der Hoffnung
Teil zwei der Predigt begann nachdem jede:r die Möglichkeit hatte den ganz persönlichen Buß- und Hoffnungsweg zu gehen. Das Loslassen und Durchatmen sei ein wichtiges Zeichen des Buß- und Bettages. Jan Daniel Setzer stellt hierbei den Vergleich zur Tontechnik her. Dieser Tag kann ein Regler sein, um Hoffnungstöne wieder lauter werden zu lassen und das Herz wie ein Mischpult anzusehen. Es ist gut, wenn wir die Töne der Hoffnung hochdrehen und die Schallwellen des Hasses übertönen können. Der Buß- und Bettag ist ein Tag, an dem wir uns aktiv an das Mischpult unseres Lebens setzen können, um uns neu einzustellen und auszurichten. Wer hofft, der will nicht aufgeben und auf die Kraft vertrauen, die in den Menschen liegt. Wenn wir auf Jesus hoffen, ist unsere Zukunft offen und in seiner Gegenwart können wir wachsen und reifen.
Mit diesem Worten schloss er die Predigt ab und das Musikteam fing an zu spielen.
Im Anschluss waren alle eingeladen, an einem Abendmahl teilzunehmen und sich daran zu erinnern, dass Jesus Christus für unsere Sünden gestorben ist.
Damit das Erlebte, Gespürte und Gehörte nicht so schnell vergessen, wurden im Gottesdienst Hefte verteilt, die auch nach dem Buß- und Bettag hoffentlich dazu anregen, über das Thema Buße und Hoffnung nachzudenken.
Die 2009 gegründete, staatlich und kirchlich anerkannte CVJM-Hochschule – YMCA University of Applied Sciences – führt in Präsenz- sowie in berufsbegleitenden und onlinebasierten Teilzeit-Studiengängen in den Bereichen Theologie und Soziale Arbeit zum Bachelor of Arts und Master of Arts. Außerdem bildet die CVJM-Hochschule Erzieher*innen und Jugendreferent*innen aus. Verschiedene Weiterbildungen ergänzen das Angebot. Die CVJM-Hochschule betreibt zusätzlich vier Forschungsinstitute (Institut für Erlebnispädagogik, Institut für Missionarische Jugendarbeit, Institut empirica für Jugendkultur und Religion sowie das Evangelische Bank Institut für Ethisches Management). Zum Wintersemester 2023/2024 sind 474 Studierende immatrikuliert. Rektor der CVJM-Hochschule ist Prof. Dr. Tobias Faix. Die Studierenden leben in einer Lern- und Lebensgemeinschaft auf dem bzw. in der Nähe des Campus.
Träger der CVJM-Hochschule ist der deutschlandweite Dachverband der Christlichen Vereine Junger Menschen (CVJM/YMCA), der CVJM Deutschland. Der CVJM/YMCA ist weltweit die größte überkonfessionelle christliche Jugendorganisation, die insgesamt 40 Millionen Menschen direkt erreicht, und weitere 25 Millionen Menschen indirekt. In Deutschland hat der CVJM 310.000 Mitglieder und regelmäßige Teilnehmende. Darüber hinaus erreicht er in seinen Programmen, Aktionen und Freizeiten jedes Jahr fast eine Million junge Menschen. Schwerpunkt des CVJM in Deutschland ist die örtliche Jugendarbeit in 1.400 Vereinen, Jugendwerken und Jugenddörfern.
Ehrenamtlicher Vorsitzender des CVJM Deutschland ist Präses Steffen Waldminghaus. Hauptamtlicher Leiter ist Generalsekretär Pfarrer Hansjörg Kopp.